Hecken, Steinmauern - Rationalisierung, Landvertreibung und Proletariat
Hecken, Steinmauern - Rationalisierung, Landvertreibung und Proletariat
Die englische Landschaft, so wie wir sie heute kennen und schätzen, hat eine bittere Geschichte, und die hat auch etwas mit Australien zu tun. Der Fünfte Kontinent mauserte sich nämlich zur Getreidekammer der Eroberer, so dass es gewinnbringender wurde, wo immer in England möglich, auf Viehwirtschaft umzustellen. Dumm nur, dass Tagelöhner, Crofter und Bauern das Land bevölkerten. Die galt es also loszuwerden. Warum Getreide und kein Vieh? Der Grund ist einfach: Weder Vieh noch Fleisch ließen sich über weite Strecken und schon gar nicht übers Meer befördern; auch jedwede Kühlung war unbekannt.
Die überschüssige Bevölkerung musste also nun verschwinden. Wie stellt man das an? Durch eine rigide Gesetzgebung, wo schon kleine Vergehen die Verbannung nach sich ziehen konnten.
Bald durchzogen Hecken und Steinwälle das ganze Land (hedgeing and enclosure), um das Vieh einzupferchen, denn Stacheldraht war unbekannt. Damit wurde man die Hirten dann auch noch gleich los. Rationalisierung der Landwirtschaft, sozusagen. Und eine "Arbeitsteilung": Viehhaltung in England, Getreide aus den Kolonien.
Die Masse der so Vertriebenen landete in den Städten und konnte zumindest zu Anfang des 19. Jh. großteils in den Fabriken beschäftigt werden.
Eine eindrucksvolle Schilderung der daraus resultierenden Zustände, der Armut und Verelendung, lieferte Engels in "Die Lage der Arbeitenden Klasse in England".
Wer dann noch gegen das Gesetz verstieß, und handelte es sich auch nur um einen banalen Mundraub aus Hunger, landete flugs in Australien.
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